
Auf Hundewiesen oder auf Hundeplätzen hört man öfters den Triebbegriff in verschiedenen Zusammensetzungen. Wehrtrieb, Schutztrieb, Beutetrieb, Meutetrieb. Man hat den Eindruck unsere Hunde werden ständig von irgendetwas getrieben. In der Verhaltensbiologie hingegen wird schon lange nicht mehr von Trieb gesprochen. Im Wörterbuch der Verhaltensbiologie von Klaus Immelmann (1982, S244) steht folgendes:
Eine ältere Bezeichnung für die jeweilige Bereitschaft eines Tieres zu einem bestimmten Verhalten. Dieser Begriff ist jedoch durch seine (sehr unterschiedliche) Verwendung in der Umgangssprache vorbelastet und schlecht eingrenzbar. Er wird daher heute in der Verhaltensforschung kaum noch gebraucht, sondern wurde weitestgehend durch den Begriff Motivation ersetzt, obwohl auch nach Ansicht einiger Ethnologen beide Begriffe in ihrer Bedeutung nicht völlig gleichwertig sind.“
Klaus Immelmann 1982
David Mc Farland hat sich damit weiter befasst und hat darauf hingewiesen dass Triebe nicht als einheitliche Variable betrachtet werden können. Denkt man z.b an Hunger könnte man sich vorstellen, dass dieser anhand einer Skala gemessen würde. Gerade im Zusammenhang mit der Regulation der Nahrungsaufnahme als einfaches untersuchtes Beispiel werden wir noch erkennen wo hier die Probleme liegen. Ein Tier hat eben nicht nur ganz allgemein Hunger, es kann speziellen Bedarf nach bestimmten Nährstoffen, Mineralien oder einfach nur tagesperiodisch durch die innere Uhr vorgegebene Nahrungssuche zeigen. Mc Farrland schlägt vor von ZUSTANDSRÄUMEN zu sprechen, die einer genaueren Analyse zugänglich sind.
Ein zweites Problem des Triebkonzeptes ist die Annahme, das die sogenannte Triebe auch bereits die Energie des darauf gezeigten Verhaltens liefern müssten. Aus dieser, mit der Energie Zurverfügungstellung verknüpften Interpretation des Treibkonzeptes, entstehen dann auch die Überlegungen zum Triebstau oder zu Leerlaufhandlungen.
Ein drittes wichtiges Problem des Treibkonzeptes ist dann die Frage der Klassifikationsebene. Gibt es einen Sexualtrieb, oder gibt es jeweils einen Trieb für Balzen, Kopulieren und Samenausstoss? Gibt es einen Jagdtrieb oder gibt es einen Trieb für Suchen, einen für Hetzen und Packen, und einen für Fressen? Gibt es ein Spieltrieb??
Gerade im Zusammenhang mit den Thema Aggression, Fortpflanzung und Spielverhalten ist es schwierig von einem gemeinsamen Trieb auszugehen.
Gibt man aber, so McFarland, das Triebkonzept auf und richtet seine Aufmerksamkeit stattdessen auf die Veränderung verschiedener motivationaler Zustände, die die Grundlage der Verhaltensänderung darstellen, dann kann man sich auch mit dem Problem, die Einzelfaktoren aufzuzählen viel Zielführender beschäftigen